Märkerwald

Der Wald im Kirchspiel Urbach

Das Kirchspiel Urbach ist mit ca. 1.100 ha der größte kommunale Waldbesitzer in der Verbandsgemeinde Puderbach und wird von den beiden Forstrevieren Raubach und Urbach betreut und bewirtschaftet. Der Zweckverband ist ein Zusammenschluss der Ortsgemeinden Dernbach, Harschbach, Linkenbach, Niederhofen und Urbach, die neben ihrem gemeinsamen Waldbesitz noch 2 Industriegebiete und den Friedhof in Urbach betreiben.

Die Wälder werden auf ca. der Hälfte der Waldfläche von der Hauptbaumart Buche dominiert, die seit Jahrhunderten von Natur aus hier vorkommt. Die durch Pflanzung eingebrachte Fichte stockt auf einem Viertel der Waldfläche. Ansonsten sind noch ca. 30 weitere Baumarten in den Waldbeständen zu finden. Der von der Forsteinrichtung festgelegte Hiebssatz liegt bei rund 9.000 Festmetern (Kubikmeter) pro Jahr. So viel Holz kann nachhaltig genutzt werden, weil es im gleichen Zeitraum auch wieder nachwächst.

Die Orkane Vivian und Wiebke (1990), ein örtlicher Sommersturm (2004), Kyrill (2007), Emma (2008), Xynthia (2010) und zuletzt Friedericke (2018) sowie kleine unbenannte Stürme und Schadensflächen durch Borkenkäfer führten zu einem erhöhten Holzeinschlag und  Veränderung der Waldstrukturen.

Neben den Wiederaufforstungen der Sturmflächen mit standortgerechten Baumarten wurden große Teile der Fichten-Altbestände mit der schattenertragenden Buche unterpflanzt.

In den letzten Jahrzehnten mussten große Waldflächen gerodet werden, um Projekte wie die Kreismülldeponie, die ICE-Trasse und ein Industriegebiet zu realisieren.

Ein Großteil des Waldverlustes konnte durch Erstaufforstung ehemals landwirtschaftlicher Flächen kompensiert werden. Neben der BAB 3 und der ICE-Trasse führen noch weitere 4 stark befahrene Landesstraßen zur Zerschneidung der Waldgebiete.

Der sich verstärkende Klimawandel hat seit dem Jahr 2018 mit seiner Dürreauswirkung und der explosiven Borkenkäfervermehrung zu erheblichen Flächenverlusten in den Fichten-Altbeständen geführt. Aber auch die anderen Baumarten leiden unter Trockenheit und Hitze.

Forstwirte und Förster arbeiten weiter am Waldumbau und versuchen den Wald zu stabilisieren und gegen weitere Naturereignisse zu wappnen. 

Große Teile des Reviers liegen im Naturpark Rhein-Westerwald und davon in der Kernzone 3 „Märkerwald“. Hierzu gehört auch der Bereich um den Dernbacher Kopf, der als höchste Erhebung im Unterwesterwald bei 427 m über NN liegt. Seit der Jahrtausendwende ist der vom Aussterben bedrohte Schwarzstorch wieder sesshaft geworden und brütet im Revier. Auch mit Kolkrabe und Wildkatze sind weitere seltene Tierarten hier wieder anzutreffen.

Der Wald in Not

Über Generationen hat der Wald des Kirchspiels seine Funktion erfüllt. Durch Stürme, Dürre und Borkenkäfer ist der Wald nun in Not geraten. Weite Flächen mit Fichtenbeständen sind geschädigt und müssen weit vor der eigentlichen Reife gefällt werden. Auch bei den Laubbäumen zeigen sich bereits Schäden. 

Die Preise für das Holz sind gefallen, weil die Situation in vielen Gegenden Deutschlands ähnlich ist. Holzqualität und Holzmenge führen zu einem drastischen Rückgang der Einnahmen. War der Wald in der Vergangenheit immer eine der wichtigen Einnahmen des Kirchspiels, wird er in 2020 erstmals zum Minusgeschäft. Die Förster und Forstarbeiter sind in großem Einsatz. Fremdfirmen müssen zusätzlich eingesetzt werden, um der Menge des anfallenden Käferholzes Herr zu werden.

Die Auswirkungen gehen weit über das Wirtschaftliche hinaus, denn Wald hat viele Funktionen. Neben dem wirtschaftlichen Ertrag, den er erbringt, prägt er die Landschaft, ist ein wichtiger Natur- und Erholungsraum und Wasserspeicher. Welche Bäume den heutigen Bedingungen Stand halten ist nur in Jahren und Jahrzehnten zu erkennen. Waldanbau ist immer ein Generationenprojekt. Bäume, die ein Förster anpflanzt, erntet er nie. Fällungsreife erreichen die Bäume erst beim Nachfolger, meist erst bei dessen Nachfolger. 

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